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| Zuletzt Online: 07.05.2025
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Leider gibt es neben vielen Projekten zur Renaturierung für artenreichem Grünland auch Vorgehensweisen mit dem Ergebnis von Denaturierung von artenreichem Grünland.
Man nehme: Einen Streuobstwiese-Bereich, ein guter Teil FFH-Lebensraum 6510, davon ein guter Teil GU651E, Bewertung A Man mache: Eine Mahd Ende April, mit dem "Staubsauger-Rasenmäher"-Gefährt, der das Mähgut und alles, was dort krabbelte und "kreuchte", einsaugt.
Ziel und Zweck: Damit Autos dort parken können. Letztes Jahr konnten die Autos auch ohne Mahd problemlos parken. Danach haben die Gräser und Kräuter sich überwiegend wieder aufgerichtet. Hinzu kommt, in diesem Jahr war aufgrund der Trockenheit dort ohnehin nur niedriger Bewuchs.
Ein derart großer Parkplatz-Bereich wie in diesem Jahr gemäht wurde, war letztes Jahr und früher für die Sport-Veranstaltung überhaupt gar nicht benötigt worden. Der Veranstalter hatte im Vorfeld gesagt, der Parkplatz-Bereich (zwischen Fischerfeld-Straße und parallel verlaufendem Kiesweg, und zwischen Kiesweg und der zweiten Baumreihe = der Baumreihe direkt östlich vom Kiesweg) würde nicht gemäht werden, denn dies sein nicht erforderlich. Und diese Fläche sei seit Jahren völlig ausreichend als Parkplatzfläche. Die Gemeinde würde nur mähen, wenn vom Veranstalter gewünscht, und die Mahd wurde nicht beantragt. Im letzten Jahr wurde lediglich ein weniger wertvoller, relativ schmaler Streifen (Bereich zwischen Fischerfeldstraße und parallel verlaufendem Kiesweg) gemäht. Dies war auch suboptimal, aber noch zu verschmerzen. Der wertvolle Bereich zwischen der mittleren = zweiten und der östlichen = dritten Apfelbaum-Reihe blieb völlig unbehelligt = ungemäht.
Noch dazu wurden jetzt noch mehrere Meter östlich von der letzten Apfelbaumreihe mit dazu abgemäht, wo auch in der Vergangenheit selbst beim (nur vorübergehend in Krailling stattgefundenen) großen Johannisfeuer-Event nie geparkt wurde, da das Flatterband immer direkt an den Baumstämmen befestigt wurde, von Baumstamm zu Baumstamm. Dort, etwas östlich von der östlichsten Baumreihe, war im letzten Jahr der Altgrasstreifen = Insektenschutzstreifen belassen worden. Dieser sollte eigentlich erst zusammen mit der normalen ersten Mahd Mitte Juni mit abgemäht werden.
Was im jetzt komplett gemähten Bereich der Streuobstwiese wuchs, im vergangenen Jahr und davor: Karthäuser-Nelke (bes. geschützt, Vorwarnliste) Blutrote Sommerwurz (Vorwarnliste, RL D 3 = gefährdet) Wiesen-Glockenblume (Vorwarnliste, im Alpenvorland: gefährdet) dazu Moschus-Malve, Zittergras, Wiesen-Margerite, Esparsette, Wiesen-Salbei, Wiesen-Witwenblume, Ruchgras usw usf.
Fotos von früher: 2 Fotos hier: g8-Eindruecke-von-der-Sanatoriumswiese.html
Die Fotos mit den Wiesenblumen von 2024 des nun gemähten Bereichs werden noch hochgeladen
Ein botanisches Gutachten und ein Mahdkonzept lagen vor. Zweischürige Mahd, nicht vor Mitte Juni. Soweit die Theorie. Die Praxis: Mahd Ende April
WARUM, wenn es problemlos anders möglich gewesen wäre? Ausreichend Parkplätze und gleichzeitig Schutz der artenreiche-Wiese-Natur wäre möglich und gut machbar gewesen. Es hätte null Cent gekostet!
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Auf die Idee, dass die Wiesen-Witwenblume selten sein könnte, kommt man nicht, wenn man auf der Sanatoriumswiese unterwegs ist.
Auch mit manchen Raupen verhält es sich so. Ich hätte gedacht, Kleespinner-Raupen sind die häufigsten Wiesen-Raupen überhaupt, gefühlt an jedem 2. Halm ;) (das ist jetzt natürlich übertrieben, aber definitiv sehr häufig anzutreffen)
Bis mir ein Insekten-Kenner sagte, die von mir als "die übliche 08-15 Kleespinner-Raupe" bezeichnete Raupe sei hier in der Gegend durchaus selten. Und auf der Roten Liste der Schmetterlinge scheint sie sogar als gefährdet eingestuft zu sein. Auf die Idee wäre ich als Laie nie gekommen.
Umso schöner, wenn diese Arten auf der Sanatoriumswiese ein Habitat gefunden haben und in etwas höheren Individuenzahlen vorkommen.
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Auf der Sanatoriumswiese wachsen außer den etwas später blühenden Rundblättrigen Glockenblumen auch Wiesen-Glockenblumen.
Wer hätte das gedacht, dass den Wiesen-Glockenblumen in der Ende 2024 erschienenen neuen Rote Liste Bayern Gefäßpflanzen ein ganzer Abschnitt gewidment ist! Leider aus traurigem Anlass. Es ist keine Art, die sich verbessert hat. Sondern eine Art, die nun auf der Vorwarnliste ist. Vorwarnliste? Klingt nicht sonderlich dramatisch.
ABER:
"Besonders drastisch erscheint die Lage im Grünlandgürtel des Alpenvorlands. Hier belaufen sich die Verluste nach Kartiererfahrungen teilweise auf über 90 % , ..... In dieser Region ist die Wiesen-Glockenblume, wie viele andere Wiesenarten, aus der Fläche nahezu vollständig verschwunden, man findet sie noch zerstreut an magereren Wiesenrändern, in Naturschutzgebieten oder in Flächen des Vertragsnaturschutzprogramms (VNP). Ansonsten kommt sie nurmehr vereinzelt als Relikt in Säumen von Feldgehölzen, entlang von Zäunen oder mageren Böschungen (...) vor. Im Alpenvorland (Region M) wäre sogar eine Gefährdung nach Kategorie 3 anzusetzen.
!!!
Und nicht genug:
"... So gibt es Hinweise von Gebietskennern, dass Arten wie Knautia arvensis (Wiesen-Witwenblume) regional noch seltener geworden sind als Campanula patula ..."
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Zwar kein Leitfaden, aber interessant:
Laut einer Studie von Forschenden des Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) kommt extensiv genutztes Grünland besser mit den Folgen des Klimawandels zurecht.
Hier mehr Details: Pressemitteilung des UFZ
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Experiment:
Was passiert im Folgejahr, wenn man das kleine Mädesüß in einem Jahr gar nicht abmäht, weder bei der 1. Mahd, noch bei der 2. Mahd?
Ergebnis:
Es hat sich gelohnt!
Fazit:
Das arg gebeutelte, abgeschnittene kleine Mädesüß an anderer Stelle wird in diesem Jahr ebenfalls weder bei der 1., noch bei der 2. Mahd gemäht werden, sofern alles klappt wie geplant. Damit die Leute im kommenden Jahr noch mehr zu "ernten" haben ;)
>> Foto
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Nicht nur die Parkplatz-Nutzung des Streuobstwiese-Bereichs der nördlichen Sanatoriumswiese ist suboptimal. Vieles ist bei der Sanatoriumswiese noch suboptimal.
So wurde mitgeteilt, dass keine Schilder mit Piktogrammen aufgestellt werden mit z.B. Pflücken verboten. Auch sei es zu dulden, wenn Leute auf der Wiese Picknick machen oder Fußball spielen möchten.
Die Wiese ist ein Schatz, der es wert ist, wertgeschätzt zu werden. Sehr schade, wenn man einen Schatz nicht wertschätzen und schützen möchte.
Dann werden Blütensträuße gepflückt voll mit Wiesenglockenblumen, Wiesen-Salbei und Kartäuser-Nelken. Sehen ja auch objektiv sehr schön aus. Rote Liste Deutschland Vorwarnliste - na und? Woher sollen die Leute es wissen, ohne entsprechende Hinweisschilder? Dann werden die gerade aufblühenden Blüten des Kleines Mädesüß an der einen Stelle allesamt abgeschnitten. Wie gut, wenn man die Blätter erkennt. Wie gut, wenn die andere Stelle versteckter ist. Kleines Mädesüß: Rote Liste Deutschland Kategorie 3 - gefährdet. Dumm gelaufen. Foto mit dem abgeschnittenen Mädesüß unter "Eindrücke von der Sanatoriumswiese".
Nur lamentieren nützt natürlich rein gar nichts. Aber es ist noch ein klein wenig Geduld nötig.
Zum Trost: Blutrote Sommerwurz, anscheinend sind die Bedingungen gerade gut. Ebenfalls Rote Liste Deutschland 3 - gefährdet. Und ein Überraschungsgast ist wieder da.
Die Wiese ist ein Schatz, der es wert ist, wertgeschätzt und entsprechend geschützt zu werden. Der Schutzstatus wäre jetzt bereits ausreichend vorhanden. Aber momentan noch nicht "amtlich" genug. Doch "amtlich" ist nicht das Kriterium für den Schutz. Kriterium ist allein die vorhandene Vegetation. Doch ohne das "Stück Papier" reicht die vorhandene Vegetation offenkundig nicht aus.
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zur Info:
Fachtagung zum Thema "Neuanlage von artenreichem Extensivgrünland"
26.-27. Juni 2024 Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege
>> Info-Blatt
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